Blog: Yin Yoga - Talumai Yoga & Massage
Kontemplation,  Yoga

Was ist eigentlich Yin Yoga?

Eine regelmässige Yin Yoga Praxis hilft uns, unser ganzes Wesen gesund und geschmeidig zu halten.  

Die Yin Yoga Praxis

Yin Yoga ist ein langsamer, achtsamer/bewusster und statischer Yoga Stil. Im Gegensatz zu den bekannteren Stilen wie Hatha, Vinyasa oder Asthanga Yoga wird in diesem Yoga mit so wenig Muskelkraft als möglich gearbeitet. Einmal in die Stellung hineingefunden, wird über einen längere Zeit möglichst passiv darin verweilt. In der Regel 3-5 Minuten, aber auch bis zu 20 Minuten können es sein. Dieses Verweilen erlaubt es dem Körper ohne Druck und Stress nachzugeben, in eine entspannte Weichheit zu kommen und auf diese Weise frische Energie in die Tiefen zu führen.

Nicht nur der Körper profitiert von der Langsamkeit und der Passivität. Der Rest von uns erhält ebenfalls Zeit, ins Nachgeben zu kommen, Druck und Anspannung abzubauen und so auf allen Ebenen zu regenerieren.

Der Ansatz im Yin Yoga umfasst drei Ebenen –körperlich, energetisch sowie mental.

Die physische Ebene

Der Fokus einer Yin Praxis liegt auf den tieferen Schichten unseres Körpers. Auf den Knochen, den Gelenken, dem Gewebe, den Sehnen und Bändern. Zudem auf den Organen (die Organe spielen eine wichtige Rolle in der Meridian-Theorie).

Die langsame und aufmerksame Annäherung an eine Yin-Pose und das lange, entspannte Halten der Stellung ermöglicht es der praktizierenden Person, aktuelle körperliche Grenzen zu erkennen und liebevoll und achtsam an ihnen zu arbeiten. Tauchen wir ganz in die Stellung ein und geben uns ihr hin, können sich Spannungen, Blockaden und alte Muster in unserem Körper auflösen. Mit einer regelmässigen Praxis entwickelt sich zudem ein gutes Gespür für die eigenen Körperempfindungen und wir lernen, die Bedürfnisse unseres Körpers zu erkennen und zu respektieren.

Die energetische Ebene

Neben unserem physischen Körper besitzen wir ebenfalls einen energetischen. Dieser energetische Körper besteht aus einem Netz von feinen Energiekanälen welches unseren ganzen Körper durchzieht. Yin Yoga baut auf der Meridian-Theorie (Asien) auf in welcher von 12 Hauptmeridianen (Meridian = Energiekanal) ausgegangen wird. Jeder dieser Meridiane ist mit einem spezifischen Organ verbunden und versorgt es mit Energie. Jedes Organ wiederum hat eine oder mehrere spezifische Funktionen, sowohl im physischen wie auch im energetischen Körper. Da diese beiden Körper miteinander verbunden sind, führen Verspannungen im Körper zu Blockaden im Energiefluss und umgekehrt. Wenn die Energie (Qi) nicht mehr frei fliessen kann aufgrund von Blockaden werden die entsprechenden Organe unterversorgt und geschwächt. Sie verlieren über die Zeit an Funktionsfähigkeit, was zu Krankheiten, Verletzungen und Energielosigkeit führt.

Mit spezifischen Yin Stellungen unterstützen wir den Abbau von Verspannung und Blockaden, regen den Energiefluss der einzelnen Organe an und fördern damit unsere gesamte Gesundheit.

Die mentale Ebene

Vermutlich die anspruchsvollste und am meisten unterschätzte Ebene. Sie lässt sich sehr einfach auf die Seite schieben und ausblenden. Wer jedoch ehrlich Yin Yoga praktizieren möchte sollte sich umso mehr damit auseinander setzen. Wir sollten dabei nicht den Anspruch haben, dass es bequem oder immer angenehm ist. Es geht nicht um Wellness-Entspannung, sondern um Achtsamkeit, Geduld, Akzeptanz und Wohlwollen. Natürlich, Yin Yoga tut gut, aber vielleicht erst im Nachhinein*. Yin Yoga ist eine Chance in einem sicheren Rahmen die Komfortzone zu verlassen und Empfindungen, aktuelle Einschränkungen und Muster im Körper zu erforschen. Es ist eine Gelegenheit dahin zu schauen, wo wir sonst nicht hinschauen, zu beobachten was passiert, wenn wir nicht wie gewohnt reagieren und nicht den üblichen, eingebrannten Mustern folgen. Diese meditative Praxis eignet sich perfekt um all die Gedanken wahrzunehmen, welchen wir normalerweise so gar keine Aufmerksamkeit schenken. Und schlussendlich kann uns diese Praxis auch lehren, gelassener und mit mehr Leichtigkeit durchs Leben zu gehen – sofern wir den bereit sind die mentale Ebene in unsere Praxis einzuschliessen*.

Denn dann lernen wir uns mit der Zeit als Ganzes besser kennen, zu verstehen und anzunehmen. Wir sehen hinter den Vorhang, werden uns unserer Trigger und Reaktionen bewusster und lassen uns weniger von unseren Gedanken und Emotionen überrennen.

*Als ich in meine erste Yin Yoga Stunde ging, hasste ich die Stunde. Alles tat mir weh, ich konnte keine Sekunde zur Ruhe kommen. Dieses Stillsitzen, Nicht-bewegen machte mich wahnsinnig. Ich wurde mit meinen Unzulänglichkeiten konfrontiert und sah vieles was ich nicht sehen wollte. Wenn der Lehrer dann in aller Ruhe verkündete es würde noch eine weitere Minute dauern, machte er sich wahnsinnig unbeliebt bei mir. Ich projizierte innerlich all meinen Frust, meine Wut auf ihn und gab ihm die Schuld an meinem Leiden. Aber als ich nach der Stunde zu Bett ging, schlief ich unglaublich gut und fühlte mich toll am nächsten Tag. Und so ging ich eine Woche später wieder hin. Ich hasste es. Und ging wieder hin. Und hasste es wieder. Unterdessen bin ich seit fast 10 Jahren Yogalehrerin 😊

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